Lernen auf einer Großbaustelle
Seit Monaten lesen wir in den Zeitungen, dass unser Stadtteil Schlaatz „schöner, besser und sportlicher“ werden soll. Die Abgeordneten der Stadt Potsdam sprechen von Investitionen in die Zukunft und meinen ihr Prestige-Objekt „Sportforum“, dessen Bau im Herbst 2022 beginnen soll. Für diese sportliche Aufwertung des Stadtteils nimmt man eine jahrelange Großbaustelle im Herzen des Gebietes in Kauf und findet Kompromisse, damit die Potsdamer Sportvereine ein neues „Zuhause“ bekommen.
Während der Planungsphase entschied das Stadtparlament, dass die Weidenhof-Grundschule, welche direkt neben dem zukünftigen Sportforum steht, ebenfalls saniert werden soll. Diese Information hat uns, die Elternsprecher der Schule, natürlich gefreut und zu Überlegungen inspiriert, ob eine sportbetonte Ausrichtung unserer Schule nun nicht auch naheliegend wäre.
Wir gingen natürlicherweise davon aus, dass die Schulsanierung und der Neubau des Sportforums parallel stattfinden würden. Unsere Kinder würden während der Sanierung in einem Ersatzgebäude untergebracht werden und somit in Ruhe lernen können, während ihre Schule erneuert und nebenan das Sportforum gebaut wird.
Leider stellte sich nun heraus, dass die Stadt Potsdam weniger kinderfreundlich denkt. Nach neusten Informationen wird zuerst das Großprojekt Sportforum gebaut und erst nach dessen Fertigstellung die Sanierung der Schule begonnen. Dies hat zur Folge, dass unsere Kinder drei Jahre lang, so die bisherige Planung, auf einer Großbaustelle zur Schule gehen werden. Hinzu kommt, dass mit Baubeginn die Außensportanlagen der Schule wegfallen und der zu erwartende Lärm- und Schmutzpegel über das erträgliche Maß hinausgehen werden. Wenn die Schule dann saniert wird, müssen die Schüler weitere drei Jahre eine Containerschule besuchen, die auch keine Sportanlagen aufweist und sind wieder widrigen Bedingungen ausgesetzt. Laut Zeitplan verbringt dann eine ganze Generation Grundschüler ihre Schulzeit auf einer Baustelle. Wir finden dies unzumutbar.
Für unsere Kinder ist die Weidenhof-Grundschule ihr zweites Zuhause. Sie verbringen hier einen Großteil ihres Tages und lernen in einem geschützten Umfeld. Als Grundschule für „Gemeinsames Lernen“, in der SchülerInnen mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam in einer Klasse lernen sowie einer Schule mit einem hohen Migrationsanteil, sollte gerade hier der Fokus des Stadtparlaments liegen. Unsere Kinder benötigen besondere Fürsorge, die auch beinhaltet, dass die Lernumgebung angemessen ist. Dazu zählen Ruhe, Sauberkeit und Helligkeit genauso wie die sportliche Bewegung an der frischen Luft. Genau dies blendet die aktuelle Bauplanung allerdings aus und nimmt in Kauf, dass die kleinsten Mitglieder unserer Gesellschaft unter unwürdigen Bedingungen ihre Schulzeit verbringen. Wir als Eltern stellen infrage, dass – laut Aussage der Mitarbeiter der Stadt – kein Geld für einen parallelen Ausbau der beiden Projekte existiert und appellieren an das Gewissen der Stadt Potsdam. Wenn die Abgeordneten von einer Investition in die Zukunft für die Stadt Potsdam sprechen, sollten sie sich fragen, ob unsere Kinder nicht genau dies sind – unsere ZUKUNFT. Wir fordern, dass die Abgeordneten schnellstmöglich ein Ausweichquartier für die Weidenhof-Grundschule in der Bauphase finden und mit der Sanierung der Schule parallel zum Neubau des Sportforums beginnen. Wir erwarten, dass sich die Entscheidungsträger ihrer Fürsorge für die SchülerInnen der Stadt bewusstwerden und dementsprechend handeln. Es ist an der Zeit, dass die Lippenbekenntnisse enden und die Stadt Potsdam tatsächlich in ihre Zukunft investiert – in ihre Kinder.
Hr. Heinrich
(Vorsitzender der Eltern- und Schulkonferenz)
Hr. Pecher
(stellv. Vorsitzender der Elternkonferenz)